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Stadt Geislingen (Druckversion)

Geislinger Wasserschloss

Geislinger Wasserschloss

Eine bewegte Geschichte

Die Herren von Bubenhofen, die damals das bedeutsamste Rittergeschlecht unseres Raumes waren, wählten schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts Geislingen zu ihrem neuen Herrschaftsmittelpunkt, nachdem sie um 1200 ihren Stammsitz im Rosenfelder Tal zwischen Binsdorf und Rosenfeld errichtet hatten ("Bubenhofer Tal"). Wolf 'der Ältere', Heinrich I. Sohn, erbaute im Jahre 1426 in Geislingen neben der alten herrschaftlichen Burg das Schloss, den ursprünglichen Bau des heutigen Nordwestflügels. Dieses Schloss stand 1464 als ,Wasserschloss mit zwei Wassergräben am Weiher'. Die alte Burg wurde von da an ,altes Burggesäß am Rathaus' genannt und diente nun als Wohnung für den Burgvogt.

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Wechsel der Besitzer

Nachdem Hans von Bubenhofen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts den Höhepunkt der geistigen und politischen Entwicklung seines Adelsgeschlechts erreichte, brachte es Wolf  'der Jüngere' anfangs des 16. Jahrhunderts durch seine Neigung zur Prachtentfaltung immer tiefer in Schulden. Hans von Weitingen, ein Verwandter des zahlungsunfähigen Wolf d.J., trat seine Rechte als dessen Hauptbürge nach dem Bauernkrieg im Jahre 1527 ab, als Hans von Stotzingen Schloss und Dorf Geislingen samt dem umliegenden Besitz der Bubenhofen erwarb.

Das 'Stotzinger Schloss', wie es nach der Erbteilung der Stotzinger im Jahr 1598 im geteilten Ort genannt wurde, ging nach dem Dreißigjährigen Krieg, während dem die Herren von Stotzingen verarmten, an General Schütz von Pürschütz, der es 1666 käuflich erwarb. Nach dessen Verschuldung ging es über verschiedene seiner Erben schließlich am 24. April 1698 durch käuflichen Erwerb an die fünf Söhne des Schenken Wolf Friedrich von Stauffenberg, aus dem Lautlinger Zweig der Wilflinger Linie. Die fünf Brüder teilten am 28. Oktober 1698 ihren Besitz auf und Johann Wilhelm - inzwischen wie seine Brüder durch Kaiser Leopold I. in den Reichsfreiherrenstand erhoben- wurde Besitzer des Geislinger Ritterguts, das er beachtlich vergrößerte.

Nach einem Inventarverzeichnis von 1726 bestand das,Wohnschloss aus einem alten und einem neuen Bau mit einem Brunnen im Hof', zu dem noch weitere herrschaftliche Gebäude gehörten.

Freiherr von Stauffenberg

Wiederum über verschiedene Nachkommen bzw. Verwandte gelangte im Jahr 1762 die Geislinger Herrschaft an Freiherr Anton Damian Friedrich Hugo von Stauffenberg. Dieser vergrößerte das Geislinger Schloss durch den Anbau des südöstlichen Flügels zu einem wuchtigen, dreigeschossigen Bau mit abgestuftem Walmdach. Es erhielt die heutige Form und Größe, ein typisches Wasserschloss, ursprünglich umgeben von zwei Wassergräben.

Das Ehewappen Stauffenberg-Kageneck (seine Frau war 'Freiin Marie Antonie von Kageneck') über dem Portal des Schlosses bezeugt noch heute die Bautätigkeit des Freiherrn Anton Damian Fr.H., und die römischen Ziffern MDCCLXXXIII erinnern an das Baujahr 1783. Die Parkanlagen schuf er um 1789.

Am 15. August 1791 erhob Kaiser Leopold II. die freiherrliche Familie Anton Damian Friedrich Hugo von Stauffenberg in den Grafenstand.

Unter württembergischer Landeshoheit

Nach Freiherr von Stauffenbergs Tod am 30. November 1803 erhielt sein Sohn Graf Klemens Wenzeslaus die Herrschaft als letzter stauffenbergischer reichsunmittelbarer Herr von Geislingen.

Am 28. November 1805 brachte Kurfürst Friedrich von Württemberg den Ort unter württembergische Landeshoheit, der sich der Graf unterstellen musste. Die unmittelbare Reichsritterschaft wurde aufgelöst, die Bindungen an die Ortsherrschaft galten aber weiterhin.

Am 2. Juli 1833 starb der ledige Graf Klemens Wenzeslaus. Freiherr Friedrich Schenk von Stauffenberg aus der Amerdinger Linie -  nicht in den Grafenstand erhoben - nahm von der Geislinger Gutsherrschaft Besitz.

Am 15. Juli 1866 zog Baron Dr. h.c. Franz August von Stauffenberg mit seiner Frau Ida von Geldern und den zwei Kindern hier in das Schloss ein, das nun nach 33 Jahren wieder von der Herrschaft bewohnt und renoviert wurde.

1901 starb Baron Dr. h.c. Franz August von Stauffenberg, sein Sohn Dr. h.c. Franz Wilhelm von Stauffenberg übernahm seine Güter.

Schule in den Räumen des Schlosses

Vom 22. Oktober 1904 bis 17. September 1905 diente das Schloss als Unterkunft für etwa 60 Binsdorfer Kinder, die dort beim Stadtbrand am 17. September 1904 obdachlos geworden waren. Lehrer Högerle aus Binsdorf wohnte bei ihnen im Schloss, unterrichtete sie dort und führte die Verwaltung. Vier Ordensschwestern aus Reute betreuten die Kinder und ein paar Frauen aus Binsdorf versahen den Küchendienst.

Am 29. Dezember 1925 schloss die Gemeinde Geislingen einen Tauschvertrag mit Freiherrn von Stauffenberg zum Erwerb des Schlosses, die Auflassung erfolgte am 22. Juli 1927. Damit ging das Schloss mit fünf weiteren Gebäuden und der Schlossgarten mit dem Weiher (heutiges Freibad) und den umliegenden Grundstücken in den Besitz der Gemeinde über. Im südöstlichen Teil des Schlosses wurden Klassenzimmer für die Schule eingerichtet. Im alten Teil wurden zwei Lehrerwohnungen und eine Hausmeisterwohnung geschaffen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte ab Mai 1946 wieder der Schulunterricht erteilt werden. Die Gemeindeverwaltung zog 1946 ebenfalls in das Schloss um und blieb dort bis 1963, da im bisherigen und jetzigen Rathausgebäude Obdachlose eine Unterkunft fanden.

Wahrzeichen der Gemeinde

Nach dem Schulneubau im Jahre 1965 wurden im südöstlichen Flügel Zug um Zug Vereinsräume geschaffen, welche verschiedenen aktiven Vereinen zur Heimat wurden, die ihre Räumlichkeiten im eigenen Interesse erhalten. Die nordwestliche Hälfte blieb z.T. als Wohnungsraum erhalten und bekam durch den Einzug der Stadtbücherei weitere kulturelle Bedeutung. Im Übrigen dient dieser Teil heute dem Stadtarchiv.

Durch eine umfassende Außensanierung in den 70er-Jahren, die nur mit entsprechenden Landesmitteln möglich war, erhielt das Geislinger Schloss sein heutiges Gesicht und bleibt somit als Wahrzeichen der Gemeinde erhalten.

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